Erlom Achwlediani

Erlom Achwlediani

1933-2012, Prosaautor und Dramatiker. Er studierte Orientalistik in Tbilissi und schloss am Institut für Kinodramaturgie in Moskau ab.  1965-1992 war er Mitglied des Szenarienkollegiums des Studios „Kartuli Pilmi“ (Georgischer Film). Bekannt wurde er mit absurden Parabel-Zyklen wie „Wano und Niko“, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Eine große Rolle im intellektuellen Leben Georgiens spielte Achwlediani als Autor von Drehbüchern; 18 bekannte Filme basieren auf seinen Drehbüchern.

Werke

Kogho kalakschi (Eine Mücke in der Stadt), Roman, 236 S., Siesta 2010. SABA-Preis für den besten Roman des Jahres 2010.

Eine mystisch-philosophische Geschichte, die um existentielle Themen wie Dasein, Zufall, Wirklichkeit, Liebe kreist. Dies mit ironisch-melancholischem Humor und in einer täuschend schlichten, hochpoetischen Sprache, die der Autor meisterlich hin und her dreht, bis neue, ungewohnte Bilder und Zusammenhänge entstehen. Er stellt sich und seine Geschichte konstant in Frage, als würde nicht er, sondern die Geschichte ihn erzählen. Sie erinnert in ihrer Verschachteltheit an ein Escher-Gemälde, verfällt in Paradoxien bis zur Auflösung am Schluss, als Dschimscher, der Held, statt von seinem Haus aus wie gewohnt nach rechts abzubiegen, links abbiegt und nicht das befürchtete Unglück eintrifft, sondern er seiner Liebe Lia begegnet.

mehr über Eine Mücke in der Stadt
Leseprobe

Zu Erlom Achwledianis Bewunderern gehören Peter Handke, der Erlom Achwlediani 1975 kennen lernte, und Andrej Bitow, der in seinen Werken von ihm spricht. Peter Handke, nennt die „Wano und Niko”-Parabeln „erheiternd und gleichzeitig paradox“; sie zeigten uns den rettenden dritten Weg: die Weglosigkeit. Andrej Bitow bewundert Erlom Achwledianis Gabe, „sein Werk von sich selbst zu befreien”, dem Künstler gleich, der den Lehmklumpen in seiner Hand in die Freiheit entlässt.

 

‚Eine Mücke in der Stadt‘ ist kein gewöhnlicher Roman, vielmehr ein Romangedicht, so poetisch und stilistisch raffiniert ist Achwledianis Sprache. … Die Mücke hat vieles vom frivolen Liebesgott Amor: Wen sie sticht (wen Amors Pfeil trifft), der wird liebeskrank, und es ist eine ansteckende, unheilbare Krankheit. … Achwlediani erzählt die Geschichte von Amor-Mücke in lakonischen, klaren, schlichten Sätzen und jeder Satz trägt einen tiefen Subtext. Wie Eisberge schwimmen diese Sätze im Text, setzen sich metastasierend im Romanganzen fort.
Dalila Bedianidse, Philologin, Übersetzerin, Dichterin