Aka Mortschiladse

Aka Mortschiladse

1966 in Tbilissi geboren, virtuoser Fabulierer und präziser Historiograph, ist Georgiens meistgelesener und kreativster Gegenwartsautor. Mortschiladse arbeitete als Dozent für Georgische Geschichte an der Staatlichen Universität Tbilissi, als Sportjournalist und moderierte im Ersten Öffentlich-rechtlichen Kanal Georgiens eine eigene, sehr populäre TV-Sendung zur Geschichte und Literatur Georgiens.

1992 erschien sein Romanerstling, „Reise nach Karabach“. Seither sind über zwanzig Romane, mehrere Kurzgeschichtenbände und erzählende Sachbücher erschienen. Er wurde in Georgien mehrfach ausgezeichnet. Einige seiner Werke wurden verfilmt und dramatisiert. Der Autor lebt in London und Tbilissi.

→ mehr über Aka Mortschiladse

Werke

Moridebuli surmuchti (Der demütige Smaragd), Roman, 360 S., Bakur Sulakauri 2013

Dieser Roman spielt in einer verkehrten Welt: Die Schwarzmeer-Hafenstadt Poti heißt Tiflis und die georgische Hauptstadt Tiflis Poti – und das, weil auf Geheiß des Regenten die Städte umbenannt werden mussten. Dahinter steckt ein überaus verwickelter Sinn. Noch vieles andere ist verwickelt und verquer in dieser Geschichte eines großen Aufstands, der beinahe ganz Georgien ergreift, die Städte und auch das Umland. Es geschehen vollkommen unglaubliche Dinge, doch sind sie so glaubwürdig geschildert, dass der Leser keine Sekunde an ihrer historischen Verbürgtheit zweifelt. Der Roman hat jedoch nichts mit realem Geschehen gemein, die Protagonisten sind keineswegs historisch, und doch lässt die Lektüre den festen und lebendigen Eindruck entstehen, dass wir einen „historischen Roman” lesen. Mortschiladse schöpft aus unzähligen Quellen der Weltliteratur, um eine höchst anspielungsreiche, farbige, abenteuerliche Geschichte zu erzählen.


Kartulis rweulebi (Georgischhefte), Non-fiction, 263 S. (mit zahlreichen historischen Fotos), Bakur Sulakauri 2013

In 15 Kapiteln bringt uns Mortschiladse, der Historiker, das Tiflis des 19. Jahrhunderts näher, seine „zeitliche Wahlheimat”, in der schwelgt und sich blind auskennt. Es ist eine farbige Zeit: Die Fürsten von altem Schrot und Korn sterben aus; Bauernrebellen gehen als Räuber – georgische Robin Hoods – in die Wälder; die erste Oper wird gebaut, die ersten Theatertruppen passionieren ganz Georgien; Shakespeare wird übersetzt; die ersten georgischsprachigen Zeitungen entstehen. Mortschiladse erweckt Dichter-Persönlichkeiten wie den romantischen, tragischen Nikolos Barataschwili, den Schwerenöter Akaki Zereteli, den Bergler Wascha-Pschawela und Ilia Tschawtschwadse, der die erste georgische Bank gründete, zum Leben, auch den Autor der ersten georgischen Lesefibel, die immer noch in Gebrauch ist, und den naiven Maler Pirosmani. Das Buch endet mit dem Einmarsch der Roten Armee in Georgien. Mortschiladse schöpft aus einem riesigen Fundus an Wissen und Anekdoten; er erzählt assoziativ und im Plauderton, was ihm persönlich erwähnenswert erscheint, denn „wichtig ist letztlich nur, was im Herzen eine dauerhafte Spur hinterlässt”. Es ist die ganz persönliche Geschichtsschreibung eines Mannes, der sein Land und seine Stadt Tiflis mit seinen Menschen über alles liebt.


Mesaidumlis kamari (Der Gürtel des Geheimnishüters), Roman, 336 S., Bakur Sulakauri 2008

Am Königshof des fiktiven Santa Esperanza gab es seit jeher einen „Geheimnishüter“. Er trug einen Gürtel, in dessen Geheimtaschen Dokumente und Briefe des Königs sicher verwahrt waren. Der Gürtel des letzten Geheimnishüters enthielt jedoch keine Papiere, sondern wertvolle Edelsteine, die angeblich aus Georgien geraubt worden waren. Der Gürtel wird in einem Kloster auf der Insel Santa Esperanza aufbewahrt, aus dem er eines Sommers gestohlen wird. Den Dieben gelingt es jedoch nicht, ihn außer Landes zu bringen.
„Der Gürtel des Geheimnishüters“ ist eine Metapher: Der wahre Schatz ist die Vergangenheit, jedoch nicht musealisiert oder zum Souvenir gemacht, sondern wie ein Geist ungreifbar bleibend, aber auch wie ein Geist zurückkommend, um zum Handeln anzutreiben.
Der Roman setzt die Geschichte von „Santa Esperanza“ fort, ist jedoch unabhängig zu lesen.

Mehr über den Gürtel des Geheimnishüters


Agwistos paseansi (Patience im August), Kriminalroman, 188 S., Bakur Sulakauri 2001

„Ein Schundroman, bei Kerzenlicht zu lesen“ heißt der Untertitel dieses unkonventionellen Kriminalromans, der während brütendheißer Augusttage in Tbilissi spielt.


Madatow-Trilogie
Gadaprena Madatowse da ukan (Flug über die Madatow-Insel und zurück), 192 S., Bakur Sulakauri 1998
Gakrebi Madatowse (Verschwinden auf der Madatow-Insel), 275 S., Bakur Sulakauri 2001
Weschapi Madatowse (Ein Wal auf der Madatow-Insel), 232 S., Bakur Sulakauri, 2004

Mit dem ersten Band dieser Trilogie, deren Teile sich unabhängig voneinander lesen, gelang Mortschiladse in Georgien der literarische Durchbruch. Die Kritik nannte ihn den wichtigsten Roman des Jahrzehnts.
In allen drei Madatow-Romanen gibt es zahlreiche Anspielungen auf Werke der Weltliteratur, Historisches wird mit Fiktivem vermischt (z.B. treten inmitten der fiktiven Personen Knut Hamsun auf, der sich Ende des 19. Jahrhunderts tatsächlich in Tiflis aufhielt und auch darüber geschrieben hat, oder Ilia Tschawtschawadse, berühmter Schriftsteller, Gründer der ersten georgischen Bank und Vater der Nation). Die zahlreichen, locker verbundenen Parallelgeschichten spielen in Tiflis, z.T. auch in den Provinzen Georgiens. Alte und neue Zeiten und Sitten vermischen sich. Im dritten Teil der Madatow-Trilogie kommt eine neue Dimension dazu: Der Leser entdeckt, dass die vielfältige Geschichte der Madatow-Insel nichts anderes ist als eine virtuelle Welt, das Computerspiel Magic Polis, gespielt vom Schriftsteller Ishmail Peran, der so die Entwicklung und Geschichte einer ganzen Stadt über die Jahrhunderte aufbaut und verfolgt. Am Ende verschlingt ein bis dahin unsichtbares, dem Spiel immanentes Ungeheuer Ishmails Welt.